, Christ Stefan

Mitgliederversammlung 2025 und Antrittsvorlesung Julia Schneider

Alle Mitglieder sind herzlich eingeladen zur jährlichen Mitgliederversammlung und dem anschließenden Vortrag.

Alle HSG-Mitglieder sind herzlich zur Jahresversammlung am 16. Mai 2025 um 17 Uhr eingeladen, die unmittelbar vor der Antrittsvorlesung von Prof. Julia Schneider um 18 Uhr stattfindet. Anschließend gibt es einen Sektempfang. 

Julia Schneider, die zuvor in Göttingen und Cork gelehrt hatte, hat in diesem Semester die Nachfolge von Barend ter Haar auf der Professur für „Sprache und Kultur Chinas“ angetreten. Mit ihren Schwerpunkten auf historischen Narrativen und der Rolle nicht-chinesischer Völker – Jurcen, Manjuren u.a. – von der späten Kaiserzeit bis in die Moderne bringt sie viel frischen Wind in unsere Abteilung mit. Ihre Antrittsvorlesung hält Sie zum folgenden Thema:

Herrschaft und Integration in fünf eurasischen Reichen: Ein Projekt zur Theoriebildung

Bislang sind eurasische Reiche wie das Qingreich (1636–1912), das Mogulreich (1526–1857), das Safawidenreich (1501–1736), das Osmanische Reich (1299–1922) und das russische Reich (1480–1917) von der Theoriebildung in den Geschichtswissenschaften ausgeschlossen gewesen, obwohl sie lang andauernde, große politische Entitäten mit überaus diversen Bevölkerungen waren, die zu ihren Hochzeiten im 17.-18. Jahrhundert zusammen beinahe drei Viertel des eurasischen Kontinents beherrschten. Ihre Herrschaftskonzepte und -strategien waren also von normativer Bedeutung und sollten daher auch heute auf der Metaebene der Theoriebildung nicht länger nur als Einzel- oder Sonderfälle behandelt werden.

Ziel des Projektes, das in der Vorlesung vorgestellt wird, ist es, auf Basis der fünf genannten Reiche Theorien von Herrschaftskonzepten und -strategien zu entwickeln, die in Eurasien und darüber hinaus Anwendung finden können. Damit sollen bestehende Normen der Historiographie von Imperien aufgebrochen werden, vor allem die Tendenz, sich bei der Analyse globaler Reiche vor allem europäischen Reichen für vergleichende Studien zuzuwenden, sowie Geschichtstheorien, die auf Basis europäischer Erfahrungen und für europäische Fälle entwickelt wurden, global anzuwenden. Durch die Entwicklung eines neuen eurasischen Referenzrahmens soll eine De(euro)zentrierung durch die Entwicklung neuer Theorien zu Herrschaftskonzepten- und strategien, gestützt auf Erkenntnisse und Methoden der Globalgeschichte, der empire studies sowie der postkolonialen Studien, ermöglicht werden.

Die fünf genannten Reiche stellen sinnvolle Vergleichsfälle für eine solche Theoriebildung dar. Sie alle wurden auf den Resten des mongolischen Weltreichs Dschingis Khans (ca. 1206–1368) gegründet und sind damit durch Geschichte und Struktur, Raum und Zeit verbunden. Folgende Fragen sollen im Projekt vergleichend untersucht werden: Wie konzeptualisierten und praktizierten die Herrschaftseliten der fünf post-dschingisidischen Reiche Herrschaft? Wie integrierten sie ihre diversen Bevölkerungen? Zeigen sich übergreifende Muster? Müssen neue historische Theorien gebildet werden, um diese Muster sinnvoll analysieren und verstehen zu können?

Freitag, 16.05.2025, 17 Uhr

Asien-Afrika-Institut, Raum 221

Edmund-Siemers-Allee 1 – Flügel Ost