Chinesisches Theater zu den Lessingtagen in Hamburg
Nach einer langen (auch pandemiebedingten) Pause ist nun endlich wieder einmal chinesisches Theater in Hamburg zu erleben: Das Thalia Theater hat zu den Lessingtagen 2025 den Starregisseur Meng Jinghui eingeladen, der zuletzt 2015 mit "Bernstein" 琥珀 und 2014 mit "Leben!" 活著 zu Gast war. Gezeigt wird am 22. und 23. Januar "Die Wanze" in einer Version, die Meng zusammen mit dem deutschen Dramaturgen Sebastian Kaiser erarbeitete. Sie basiert auf dem gleichnamigen Stück des frühen sowjetischen Dichters und Dramatikers Wladimir Majakowski, verarbeitet aber auch dessen Liebesbriefe, Gedichte, sowie weitere Texte anderer Autoren, darunter Bertolt Brecht. Den expressionistischen Stil Majakowskis übersetzen die Darsteller in eine ebensolche Körpersprache und es wird, typisch für ein Stück im "Meng-Stil", live gesungen und getanzt. Aus der Programmankündigung des Thalia Theaters:
"Der Protagonist Ivan Bratfisch betrügt seine Geliebte und heiratet stattdessen eine andere. Auf der Hochzeit entfacht er einen Brand und wird gemeinsam mit dem Löschwasser eingefroren. 50 Jahre später wird er 1979 wieder aufgetaut und mit ihm eine kostbare, weil längst ausgestorbene Wanze. In der utopischen und vollkommen durchorganisierten perfekten Welt der Gegenwart – hochtechnifiziert, keimfrei und ethisch einwandfrei (ein Arbeiterstaat?) – findet er sich nicht zurecht und taugt nicht als 'nützliches' Mitglied der Gesellschaft. Die Maschine des perfekten Systems kann mit ihm nichts anfangen und stellt ihn, gemeinsam mit der Wanze, als Unikum im Zoo aus. Mit Majakowskis berühmtem Avantgarde – Klassiker 'Die Wanze' (1929) kommt Meng Jinghui, er gilt als Rock’n’ Roller des zeitgenössischen chinesischen Regietheaters, bereits zum dritten Mal mit einem großen Gastspiel nach Hamburg. Insgesamt ist es das sechste Gastspiel einer chinesischen Aufführung bei den Lessingtagen. In Hamburg lebt die deutschlandweit größte chinesische Community."
Das zweistündige Stück wird auf Chinesisch mit deutschen Untertiteln gezeigt. Die Übersetzung besorgte, wie schon bei den vergangenen Gastspielen, das HSG-Mitglied Stefan Christ.